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Chronik des Spielmannszuges des Schützenvereins Schallern

Im Jahre 1923 wurde der Spielmannszug von 10 musikbegeisterten Junggesellen auf die Beine gestellt. Die Vereinsgründer Josef Brinkmann, Franz Brüllenkamp, Heinrich Hoppe, Theodor Kleine, Albert Koch, Josef Pütter, Heinrich Pütter, Theodor Rickert, Fritz Schmitz und Theodor Spielrump ließen sich auch von dem fehlenden Geld um Instrumente zu kaufen nicht ins Boxhorn jagen. Von befreundeten Spielleuten aus Soest in Ihrem Wunsch bestärkt, einen eigenen Spielmannszug aufzubauen zogen die zehn Männer durchs Dorf und über Land und sammelten Spenden für die allererste Vereinskasse. Und schon während das Geld für eigene Musikinstrumente noch fehlte, ließen sich die Schallerner Musikanten von den erfahrenen Kollegen aus Soest die Flötentöne beibringen – im positiven Sinne, versteht sich. Die Bevölkerung ließ sich nicht lange bitten, spendete, was sie übrig hatten: Getreide, Obst, Gemüse. Die Naturalien wurden dann zugunsten des Spielmannszuges zu barer Münze gemacht. Eines Tages, 1923, war es dann soweit. Der erste Tambourmajor, Theodor Spielrump, hatte seine Truppe mit Flöten und Trommeln ausgestattet, das Spiel konnte beginnen.

Fortan hörte man in Schallern regelmäßig die zehn Junggesellen ihre Marschmusik üben. Und selbst der, dem´s mal zu laut wurde, drückte ein Auge zu. Immerhin wusste man: die Junggesellen sind beschäftigt, können also keine Dorfschönheiten zu Dummheiten verleiten. Wer in den Jahren danach trotz der „vielen“ Übungsstunden noch Gelegenheit und Zeit fand, ein Mädchen zu umwerben, der musste sich unweigerlich für eines von beiden entscheiden: Entweder heiraten oder im Spielmannszug bleiben. Beides gemeinsam war nicht gestattet. Fünf Jahre nach der Vereinsgründung 1928, trennte sich der erste von der Gründertruppe – allerdings nicht, um zu heiraten, sondern um seinem Fernweh zu folgen. Heinrich Hoppe wanderte nach Kanada aus. Die Kameraden brachten ihn mit klingendem Spiel zum Bahnhof nach Bad Sassendorf und brachten ihm ein Abschiedsständchen. 1952 soll Hoppe noch einmal in Schallern gewesen sein, anlässlich der vorzeitigen Feier zum 30 jährigem, dass der Spielmannszug mit einem Wettstreit und einem Wanderpokal feierte. Danach hieß es wieder „Abschied mit Musik“ in Bad Sassendorf.

In den Kriegsjahren ruhte die Vereinsarbeit, erst 1948 war den Kameraden wieder danach zu Mute, Musik zu machen. Man Spielte zum ersten Nachkriegsschützenfest auf und noch fünf von der alten Truppe waren mit von der Partie. 1949 kehrte Anton Schröer aus der Kriegsgefangenschaft zurück und übernahm das Amt des Ausbilders und Tambourmajors. Er war von Beruf Schuster. Nun kamen die Spielleute regelmäßig zu ihm – er flötete ihnen eine Melodie vor – und sie versuchten, das Stück nachzuspielen. 1950, als sich der Schützenverein zum Fest wieder ein Zelt leisten konnte, lud der Spielmannszug zum Wettstreit ein. Es gab auch wieder einen Wanderpokal, um den man sich musikalisch streiten konnte. Der Umzug und das Bühnenspiel im Freien mussten ausfallen, es regnete Bindfäden und außerdem war Manövertag.

Bis 1975 machte dann der Spielmannszug auf den verschiedenen Festen und Wettstreiten in der näheren und weiteren Umgebung unter der Regie von Anton Schröer von sich reden

Dann übernahm Hubert Wagner den Tambourstab. Die ersten Jugendlichen wurden ausgebildet. Vier Jungen – und erstmals auch vier Mädchen – wurden in den Spielmannszug aufgenommen. Drei Jahre später, also 1978 übernahm Franz Rickert die Ausbildung. Franz Rickert brachte frischen Wind in die Spielfreude, denn er lehrte die jungen Spielleute nicht mehr ausschließlich Marschmusik, sondern auch andere Lieder, festigte auch über die Übungsstunden hinaus den Zusammenhalt, organisierte Ausflüge und Fahrten für die immer jünger gewordene Truppe (mittlerweile waren sogar erst zehnjährige mit von der Partie, wenn es galt die Trommel zu rühren).

Zum 60 jährigem Bestehen des Spielmannszugs im April 1984 kamen 23 Spielmannszüge aus den Kreisgebiet Soest. Bei dem Freundschaftstreffen wurde mit den befreundeten Spielleuten, bei gutem Wetter ein harmonisches Musikfest gefeiert. Die Musiker aus Schallern organisierten dieses Fest in eigener Regie und somit konnte für die Vereinskasse eine solide Grundlage geschaffen werden. Ein besonderer Höhepunkt des Tages war die Ehrung des Gründungsmitglieds Josef Pütter sen. Er wurde für seine 60 jährige Mitgliedschaft im Spielmannszug geehrt.

1984 übernahm Martin Jöring das Amt des Tambourmajors und 1. Vorsitzenden. Er war einer der ersten Jugendlichen die 1975 in den Spielmannszug aufgenommen wurden. Unter seiner Regie wurden weiterhin Jugendliche ausgebildet und die ersten jungen Spielleute traten dem Kreisspielmannszug, unter der Leitung von Robert Bömmelburg, bei. Die Ausbildung junger Musiker nach Noten stand von nun an an erster Stelle in der Vereinsarbeit. Die ersten D-Lehrgänge wurden besucht und mit gutem Erfolg abgeschlossen. Ein solider Grundstein für das Musizieren nach Noten wurde gelegt.

Im Jahr 2005 übergab Martin Jöring nach über 20 Jahren Vorstandsarbeit die Geschicke an Hubert Jacob. Dieser wurde zum 1.Vorsitzenden und stellvertretenden Tambourmajor gewählt. Auch er setzt auf die ständige Ausbildung junger Spielleute um den Erhalt des Vereins zu sichern.

Im Jahr 2011 gehören dem „Spielmannszug des Schützenvereins Schallern“ 40 Musikerinnen und Musiker an. Hiervon erlernen acht Jugendliche und junge Erwachsene das Flötenspiel. Der musikalische Umfang erstreckt sich von der klassischen Marschmusik bis hin zu modernen Musikstücken. Aufgespielt wird auf 3 Schützenfesten und den Jubiläen der befreundeten Musikvereinen. Für ihre jeweils 30-jährige aktive Tätigkeit im Spielmannszug Schallern überreichte Hubert Jacob Daniela Them und Michael Koch die Ehrennadel in Gold des Volksmusikerbundes. Daniela Them wurde zudem mit dem Kreisorden in Silber für besondere Verdienste um das Spielmannswesen ausgezeichnet.

Am 21. Juli 2013 feierte der Verein sein 90 jähriges Bestehen mit einem Festakt.

--- Fortsetzung folgt ---